Im Oktober 1989 beginnt das Dampfzeitalter der DFB an der Furka Bergstrecke.
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Lok DFB 6 / Weisshorn
SLM-Typenfoto der HG2/3 Nr.6 bei der Ablieferung 1902. VFB-Ansichtskarte/ Sammlung Horath
Technische Daten (Lok DFB 6 / Weisshorn)
- Hersteller SLM (Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik)
- Fabriknummer 1410
- Baujahr 1902
- Max. Geschwindigkeit Adhäsion: 30 km /h
- Max. Geschwindigkeit Zahnrad: 12 km/h
- Dienstgewicht 32 t
- Anhängelast 110 ‰ Steigung: 38 t
- Antriebssystem Abt Zwilling
- Steuerung Belpaire Flachschieber
- Zylinderdurchmesser Adhäsion 320 mm
- Zylinderdurchmesser Zahnrad 360 mm
- Kesseldruck 12 bar
- Leistung 350 PS
- Wasservorrat 2.5 m3
- Kohlenvorrat ca. 1.3 t
- Aufgrund der Kesselkonstruktion muss dieser Loktyp immer mit dem Schornstein bergwärts verkehren.
- Deshalb muss die Lok bei Pass überquerenden Fahrten in der Station Furka immer auf die Drehscheibe. (Wie übrigens die große HG 4/4 auch)
Geschichte:
- 1902 VZ 6 "Weisshorn" (Visp-Zermatt-Bahn)
- 1924 Umbau von Nassdampf auf Heissdampfbetrieb
- 1941 - 1961 Werkslok Fa.Hovag, Ems/Bündner Land
- 1961 - 1988 Denkmal-Lok in Chur beim Herold-Schulhaus
- 1988 Schenkung der Churer Schuljugend an die DFB
- 1989 Aufarbeitung bei Oswald-Steam in Samstagern
- 1989 27.Aug Einweihung und Loktaufe als DFB 6 in Realp
- 1989 20.Okt Erste Testfahrten auf der Bergstrecke
- 1989 03.Nov Lok 6 fährt nach Landquart für weitere Revision
- 1990 Mit Rev.-Datum 1.5.90 im Einsatz auf der Bergstrecke
- 1990 Sept. Erster Dampfzug bis Station Furka mit DFB 6
- 1991 Als DFB 6 vor Bauzügen und Personenzügen im Einsatz
- 1992 Offizielle Streckeneröffnung Realp-Tiefenbach mit DFB 6
- 1998 Revision in DFB-Werkstatt Chur
- 2000 Mit Rev.-Datum 6/2000 als "Weisshorn" 6, weiterhin in blau
- 2002 Lok 6 wird 100 Jahre alt
- 2003 Immer noch in blauem Farbkleid
- 2006 Revision in Goldau
- 2007 Nov Fertigstellung in neuem Farbkleid schwarz-grün
- 2008 Mai Zurück an der Furka Bergstrecke
- 2019 Die DFB fährt erstmals mit 5 aktiven Dampfloks
Lok DFB 7 / Breithorn Zusatzartikel zur Schwesterlok gibt es hier >> HG 2/3 Lok 7
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Ein Blick zurück: 1988 Runter vom Sockel
Die Dampfbahn Furka-Bergstrecke erhält ihre erste Dampflokomotive!
Vorbesitzer der Lok "Weisshorn" war die Stadt Chur. Ab 1961 stand sie vor dem Herold-Schulhaus auf einem Gleis-Sockel.
Fotos Gerd Cremer 1988
Am 3. Juni 1988 wurde die Lok der DFB geschenkt.
Ein "Geschenk der Schuljugend der Stadt Chur für die Furka-Bergstrecke" , das steht später auf einer Metallplakette an der Lok. (s. unten)
Im August 1988 rückt der Kran an, um die "Weisshorn" vom Sockel zu heben.
LKW-Transport kreuzt Schiene
Manfred Willi am Regler...
Die Lok 6 wurde zunächst nach Altdorf gebracht und diente dort als Hingucker für die Generalversammlung der Dampfbahn AG am 3.6.1988.
Die Aufarbeitung der Lok "Weisshorn" erfolgte bei Oswald-Steam in Samstagern.
Nur ein Jahr später wurde sie in Realp eingeweiht: 27.8.1989
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1989: Die Dampflok kommt in einem neuen Kleid daher, im DFB-Blau.
Am 27. August '89 ist die Lok 6 zum ersten Mal in Realp, zur Einweihung.
Die frisch aufgearbeitete Lok erreicht Realp auf einem Straßenroller.
Die Lok wird eingesegnet und getauft:
Getauft auf den Namen DFB 6:
Anschließend ging es nach Landquart in die Hauptwerkstätte der RhB für letzte Einstellungen.
Gerd Cremer hat die Einsegnung der Lok in einer kurzen Filmsequenz festgehalten.
Das Video ist auf der Webseite www.berninabahn.ch eingestellt.
Inhalt:
- Ausbau der Drehscheibe (16 min)
- Fronarbeit an der Furka Bergstrecke 1989 (24min)
- Einsegnung der Lok 6 am 27.8.1989 (5 min) ab Minute 40
1989: Testfahrten
Fünf Wochen später (am 12.10.89) kam die Lok zurück nach Realp, diesmal auf eigenen Rädern und unter Dampf.
Zu diesem Zeitpunkt existierte noch keine Schienenverbindung zwischen dem FO-Netz und der Bergstrecke.
Damit die Lok ins DFB-Gleis wechseln konnte, musste eine Kletterweiche eingebaut werden.
Teile der Kletterweiche Foto Gerd Kroh
Auf der Kletterweiche vom Autozug-Gleis des Bahnhofs Realp zum DFB-Depot,
während der nächtlichen Betriebspause der Basistunnel-Autoverladung. Foto Gerd Cremer
Auf der provisorisch eingebauten Drehscheibe in Realp. Foto DFB/FurkaApp
In den nächsten zwei Wochen fandenTestfahrten auf der Bergstrecke statt.
Auf der Adhäsionsstrecke
und in der Zahnstange:
Fotos Gerd Cremer
Auch Bauzugeinsätze wurden gefahren:
Foto DFB Furka/App
Die Testfahrten endeten mit der Betriebsbewilligung (Kollaudation) durch das Bundesamt für Verkehr (BAV).
Am 3. November 1989 fuhr die Lok zurück nach Landquart für weitere Revisionsarbeiten.
Ansichtskarte Nr701 Rud.SutterAG, Foto S.Vincenz
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Saison 1990
Die HG 2/3 DFB Nr 6 ist mit dem Rev-Datum 1.5.90 auf der Bergstrecke im Einsatz.
Hier die Anschriften der Lokomotive, oben die Plakette mit der Widmung der Schuljugend.
Foto 1990 DFB FurkaApp
Erste Fahrt bis zur Station Furka 2160m, hier muss noch ein Felsbrocken aus dem Weg geräumt werden.
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Saison 1991:
Im Baudiensteinsatz:
Fotos Gerd Cremer
Baustelle Tiefenbach
Mit Material-Transportwagen Gk 4416
Der Wagen diente zunächst als Begleitwagen zur Dampflok HG 2/3.
Er ist Baujahr 1914 und kam 1988 zur DFB.
Die Werkstätte Deisswil (1988-97) der Sektion Bern baute ihn 1989 zur rollenden Vorratskammer um:
Wassertanks und Kohlenvorräte halfen das Einsatzgebiet der kleinen Dampflok zu erweitern.
Dies war besonders während der Arbeitseinsätze im Frühling bei gefrorenen Wasserläufen wichtig.
Zumal in den Anfangsjahren die Logistik der Wasserversorgung noch nicht ausgebaut war.
Der Wagon wird immer noch im Rollmaterialverzeichnis der DFB geführt: seit 1995 ? als "Hilfswagen" Gk 2616 , später als X 2916.
(In einem Zusatzartikel wird speziell auf die Geschichte des Wagon X 2916 eingegangen.)
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1992: Die DFB eröffnet am 17. Juli offiziell den Streckenabschnitt Realp bis Tiefenbach
Noch ist Lok DFB 6 die einzige Dampflok an der Furka.
Passagierfahrten wurden ab 1990 mit selbst konstruierten Panoramawagen gefahren. Foto DFB FurkaApp
Der damalige Rollmaterial-Chef Ralph Schorno hatte bei der RhB zwei Untergestelle fertigen lassen, auf
welchen dann in Liestal die Aufbauten als Aussichtswagen erstellt wurden.
Die Werkstätte Liestal wurde von Mitgliedern der Sektion Nordwest-Schweiz aufgebaut und war von 1990 bis 1996 in Betrieb.
Ganz aktuell ist die Information, dass Hans Beat Schweizer (Jg 1948) als Mitbegründer und Co-Leiter der Werkstatt Liestal am 3.1.2021 verstorben ist. Mit einem Nachruf im DADF 1/2021 wird an ihn erinnert.
Das erste Projekt waren eben diese kurzen Panoramawagen mit nur 4,5m Radstand. Sie liefen unter der Bezeichnung DFB C 251 + C 252 (später C 2351 + C2352).
Hier nach einer weiteren Aufarbeitung.
Zwei weitere Aussichtswagen, diesmal mit 6m Radstand wurden 1994 (C 2353) und 1995 (C 2354) in Liestal fertiggestellt.
Foto Hans Kabbe
Abfahrt des ersten Zuges der Saison 1994.
Eingestiegen wird immer noch am Depot/Installationsplatz. Der Zug überquert hier gerade die Schweigstraße.
Erst zum Saisonbeginn 1997 wird am neuen Bahnhof REALP DFB eingestiegen. ( Link>> Bhf Realp in Bau)
Zur nächsten Seite: 1997: Lok 6 muss repariert werden
1997:
Lok 1 und 6 in Gletsch Foto DFB 1997
1997: Lok 6 muss repariert werden.
Dafür wird eine neue Werkstatt gesucht. In Chur findet man eine geeignete Halle. Im Oktober 1997 nach Saisonende werden sowohl Lok 6 als auch Lok 4 nach Chur gebracht.
Unter der Leitung von Jakob Knöpfel entsteht hier die neue Lokwerkstätte Chur der DFB. Kurzbericht über die Entstehung der Werkstatt Chur
Die Werkstätte wurde im Laufe der Jahre bis auf 1000m² erweitert. Hier wurde auch die Arbeit an den Vierkupplern begonnen, bis man im Jahre 2013 nach >> Uzwil umziehen musste.
Lok 6 ist bis zum Frühjahr 2000 in der Werkstatt.
Zur nächsten Seite: 2000 "Weisshorn" in blau
2000: Lok 6 kehrt als "Weisshorn" zurück an die Furka
In Realp mit Rev.-Datum 6/2000. Foto DFB FurkaApp
Lok 6 in Gletsch, ca 2002
2002 Die "WEISSHORN" Lok 6 wird 100 Jahre alt !
Am 6. und 7. Juli 2002 hat die Dampflok HG 2/3 "Weisshorn" ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert.
Zu Besuch war ihre fast baugleiche Schwesterlok "Breithorn".
In den vergleichenden Messfahrten schlug die kohlegefeuerte DFB-Lok 6 die Leichtölgefeuerte BVZ-Lok 7 eindeutig.
>> PDF: Vergleichsfahrten mit "BREITHORN" Lok 7 (DadF 3/2002)
2003:
Foto Frank Meve 2003 Zug mit Lok 6 fährt aus Realp ab.
Diese Zugfahrt noch vor Saisoneröffnung dient der Personalausbildung.
Die grüne Baracke wurde erst im Jahre 2007 durch das neue Empfangsgebäude ersetzt.
Lok 6 auf der Urner Seite, Aufnahmedatum ist nicht angegeben. Foto DFB
2006/7 Revision in Goldau
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2008: Lok "Weisshorn" jetzt in schwarz-grün
Nach der Revision im Jahre 2006/7 ist die "Weisshorn" Nr 6 ab Mai 2008 wieder an der Bergstrecke.
Inzwischen hat ein Umdenken in Bezug auf die Bezeichnung der Lokomotiven bei der DFB stattgefunden.
Eine durchgehende Bezeichnung der Loks mit DFB 1, 2, 4, 6 wird zugunsten einer historischen Anschrift fallen gelassen.
Bei der Nummer 6 wird der Name "WEISSHORN" in den Vordergrund gerückt (bereits seit dem Jahr 2000).
Nun wird auch auf die DFB-Farbe Kobaltblau verzichtet und die Ursprungsfarbe der Lok gewählt.
Frisch aus der Revision. Foto Frank Meve 2008
Belpaire Flachschieber Steuerung Foto Karl Hoffmann 2010
Lok 6 beim Umsetzen in Gletsch. Foto Karl Hoffmann 2010
Abfahrt Gletsch im Juli 2019
Drehen auf der Station Furka im Juni 2019
Abfahrt Lok 6 mit dem Blauen Zug. Foto DFB 2019
Zum Schluss noch eine Anekdote:
"Was ist das für ein Detail?"
Der Zoom zeigt es:
Das Teil existiert seit der Revision 2008 und ist fest angeschraubt.
Und es befindet sich im Jahr 2020 noch immer an der WEISSHORN!!!
Kann jemand Einzelheiten zu dieser Kuriosität liefern??????
Redaktion: Frank Meve Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Fotos: Gerd Cremer, Karl Hoffmann, Ralf Gunkel, Christian Huber, Hans Kabbe, Frank Meve und Archiv DFB und FurkaApp
Literaturquellen: "Furka Bergstrecke" von Ralph Schorno 1991
Broschüre "Basisinformation über die Furka Bergstrecke" Vorwort von 4.96, Herausgeber VFB + DFB
"Das Rollmaterial der DFB" Hans Hofmann 1997/2000
"Die FO" Teil 2, Eisenbahn-Journal Spezial 4/94 , Autor Beat Moser
Buch "Dampfbahn Furka Bergstrecke Abenteuer Furka" von Johannes von Arx 2000
Letzteres Buch ist noch über die VFB-Sektion Rhein-Main Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu beziehen.