Foto Frank Meve 2014
 

 Die Dritte Dampflok der DFB:    HG 3/4   DFB 2

       Aus DFB 2 wird BFD 9

Vor nunmehr 30 Jahren, im Jahre 1992 nahm die DFB den fahrplanmäßigen Betrieb auf einem Teilstück der Bergstrecke auf.

Zum Einsatz kam als erste Dampflok die DFB 6, eine HG 2/3.

Die Lok wurde 1988 vom Sockel geholt, als ein Geschenk der Churer Schuljugend an die DFB. Nach der Revision bei Oswald-Steam in Samstagern kam die Lok am  27.8.1989 nach Realp. Sie trug  jetzt die Farbe Kobaltblau, die Corporate Identity Farbe der 1985 gegründeten DFB AG.

Siehe Artikel über die   >>>Geschichte der Lok 6

Foto Gerd Cremer

Diese kleine Lokomotive mußte sich erst einmal im Baudienst bewähren, bevor sie 1992 den Eröffnungszug von Realp nach Tiefenbach ziehen durfte.

Erst ein Jahr später wurden die aus Vietnam zurückgeholten und im Dampflokwerk  Meiningen wieder aufgearbeiteten Loks HG 3/4  DFB 1 (Furkahorn) und DFB 2  (Gletschhorn) an der Bergstrecke eingesetzt. Lackiert waren sie ebenfalls in Kobaltblau mit schwarzem Kessel.


 

Wir wollen uns hier auf die DFB 2 konzentrieren:

Foto Luc Wullschleger 1994

Die Lok DFB 2 wurde aus Teilen der zurück geholten Loks  2 (BJ 1913), 8 und 9 (BJ 1914)  zusammengesetzt. Der Rahmen und der Zylinderblock stammen von der ursprünglichen Lok mit der SLM-Nummer 2419 und das ist die Nr 9 gewesen.

Die Lok DFB 1 dagegen  konnte zum großen Teil  aus den aus Vietnam zurückgeholten Teilen der ursprünglichen Lok  B.F.D . 1 ( Baujahr 1913), der späteren  F.O. 1 wiederaufgebaut werden.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass beide Loks in Meiningen einen Neubaukessel erhielten, sowie neue Zahnräder und Wasserkästen.

Bei der Übernahme 1993 wurden diese Lokomotiven für die  Dampfbahn Furka Bergstrecke  DFB in Betrieb genommen und sinngemäß mit DFB 1 und DFB 2 bezeichnet.

Foto 1998 Sammlung Huwiler/DFB

 

Das SLM-Fabrikschild unterhalb der Bezeichnung „DFB 2“ zeigte zur Taufe der Lok auf den Namen Gletschhorn am 31. Juli 1993  "No. 2316 Winterthur 1913".  (Nr der HG 3/4 Nr 2)

Dies zeigt ein Foto von Beat H. Schweizer in seinem Buch "Die Dampfloks HG 3/4 der Dampfbahn Furka Bergstrecke"; Aufarbeitung der aus Vietnam repatriierten Original Furka Dampflokomotiven".

 

Die Identität einer Lokomotive wird üblicherweise am ursprünglichen Rahmen und Zylinderblock festgemacht.

An diesen Grundsatz erinnerte man sich später und so erhielt die Lok im Zuge einer Kesselrevision im Jahre 1999 die Ursprungsnummer  „9“  zurück.

Sie ist dann noch bis 2009 mit der Bezeichnung  „DFB 9“ gefahren.

Das Fabrikschild wurde angepaßt auf  "No 2419 Winterthur 1914"       Foto Frank Meve

 

Laut Auskunft von Oliver Studer (Maschinenmeister für die Lok 9) stammen folgende Hauptbaugruppen von der original Lok BFD 9:

  •  Lokrahmen (wurde 1992 durch das RAW Meiningen verlängert, um eine neue Zug- und Stossvorrichtung Typ RhB einbauen zu können)
  •  Zylinderblock
  •  Radsätze

Der Originalkessel der Lok 9 ist noch vorhanden und befindet sich in der Werkstätte Uzwil.

Die Fabrikschilder sind Replikas.

 

 Foto 2006 Luc Wullschleger

 

Foto 2007 Luc Wullschleger

 

Im Gegensatz zu den HG 2/3, die von Anfang an Namen von Bergen trugen, erhielten die HG 3/4  erst von der DFB die Namen Furkahorn und Gletschhorn.

Für die Lok DFB 9  stand 2009 eine Große Revision R3 an. In der Dampflokwerkstätte Chur wurde die Lok überwiegend in Fronarbeit  bis 2013 revidiert. Sie wurde in den Auslieferungszustand zurückgebaut, dabei entfernte man konsequenterweise auch das Namensschild Gletschhorn.

Das Ergebnis war eine schwarze  „B.F.D. 9“ ohne den vergrößerten Kohlekasten. Das sorgte natürlich erst einmal für Verwirrung.

Inzwischen hatte sich aber einiges getan an der Furka Bergstrecke. Im Jahr 2000 wurde Gletsch erreicht, im Jahre 2010 dann Oberwald. Damit waren die gesamten 18km  Bergstrecke wieder befahrbar. Die Passagierzahlen hatten inzwischen fast die 30.000 pro Jahr erreicht. Der Wagenpark war kräftig gewachsen.

F.O.4  im Baudienst       Foto 2008    Hans Peter Weimer

Eine  weitere Furkalok, die HG 3/4  Nr 4  wurde zwischen  1999 und  2006 in der Lokwerkstatt Chur revidiert  (R3) und ab 2006 zunächst per Leihvertrag an der Furka eingesetzt, als vierte Dampflok für die DFB.

2010 wurde der DFB diese Lok von der MGB zur Streckeneröffnung  Gletsch-Oberwald geschenkt.

Diese Lok Nr 4 war immer in der Schweiz geblieben und hatte ihr Aussehen seit damals kaum verändert: schwarz und original ohne „Vietnam-Kohlentender“ und mit ihrer letzten Bezeichnung als   „F.O. 4“

Station Furka in Wolken:   F.O.4  im Jahre 2011        Foto DFB Fotowettbewerb 2011

Insofern machte es Sinn, die 2013 frisch revidierte  Nr 9  dem Aussehen der Original  HG 3/4 anzupassen und mit der Bezeichnung   „B.F.D. 9“  auf die Vorgängergesellschaft der Furka-Oberalpbahn (FO) hinzuweisen:  Brig-Furka-Disentis (BFD). Für diese Bahngesellschaft wurden 1913 die ersten vier HG 3/4 geliefert und im Folgejahr 1914 nochmals sechs Maschinen.

B.F.D.9 in Lax,  Sonderfahrt zum Jubiläum 100 Jahre Brig-Gletsch 2014

Die DFB hatte in den Anfangsjahren auf blaue Loks und Wagen gesetzt und sich so ein Image in Kobaltblau aufgebaut. Es  wurden aber immer wieder historische Wagen in Rot dazu gemietet bzw übernommen, von Bahngesellschaften wie MGB oder RhB die Rot als Identifikationsfarbe haben.

Ums Jahr 2007 wurde intern diskutiert, ob nun kobaltblau oder rot die DFB-Farbe sein solle.

Man legte sich fest:   „Wir wollen technisches Kulturgut erhalten und das möglichst originalgetreu. Das Kobaltblau soll als Grundfarbe erhalten bleiben. Das Belassen der roten Wagenfarbe bei Übernahme hat mit Bedingungen ihrer Spender und der Herkunft der Wagen zu tun“.   ( Zitat Geschäftsleiter  Peter Bernhard im DADF 2/2007)

Und so geht es seit vielen Jahren recht farbig an der Furka zu. Es haben sich die Begriffe  „Roter Zug“   und   „Blauer Zug“   eingebürgert.

Der Blaue Zug mit Lok DFB 1 zum Dampfbahnfest Gletsch 2020

 

Roter Zug mit  B.F.D.9   oberhalb Oberwald

 


 

Dies ist also die Geschichte der zunächst als blaue DFB 2 an die Furka zurückgekehrten Lok.  

Seit 2013 ist sie in schwarz als  B.F.D. 9  ein Teil des Schweizer Kulturgutes Furka Bergstrecke .

Seitdem ist die DFB 1 als einzige blaue Lok übrig geblieben. Diese Lok geht mit 47.650km auf dem Tacho (seit 1992) im Frühjahr 2023 im Austausch gegen den zweiten Vierkuppler HG 4/4 Nr 708 in die Werkstatt Uzwil für eine große Revision.

Ich würde mir wünschen, dass die Verantwortlichen die Vielfalt unserer Dampfbahn im Sinn haben, und die „ blaue DFB 1“  als  Traditionslok Nr 1 unserer Bahngesellschaft DFB weiterfahren lassen. 

Der  Vietnam-Kohletender gehört als Teil der Geschichte dieser Lok natürlich dazu. Vielleicht ist man in der Zukunft froh, dass man eine Lok mit vergrößerter Reichweite im Bestand hat (1300 kg statt original 1030 kg Kohlenvorrat). Die HG 3/4-Lokomotiven verbrauchen für die Strecke Realp bis Oberwald ca. 600kg Steinkohle und 4000ltr Wasser (Quelle: Dampflokfreunde Info Herbst 2022).

 

 

Redaktion:           Frank Meve  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Fotos:                 Gerd Cremer, DFB Archiv, Andreas Huwiler, Lydia Gruber,  Frank Meve, HP Weimer, Luc Wullschleger 

Literaturquellen:        #     Beat H. Schweizer „Die Dampfloks HG ¾ der DFB“     Aufarbeitung der Furka-Loks   

                               #     Hans Hofmann  "Geschichte der Lokomotiven 1 - 10 der ehemaligen Furkabahn" , Brig-Furka-Disentis

                               #     "Dampfbahn Furka Bergstrecke Abenteuer Furka"  von Johannes von Arx 2000

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